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Leseprobe Vancouver Hawks: Mason

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Mason

 

​

Owen Perkins scheint eigentlich ganz in Ordnung zu sein und am wenigsten Probleme mit dem neuen Team zu haben.

 

Kane Adams, ebenso Stürmer wie Owen, ist hingegen superangepisst und hat mich das dementsprechend spüren lassen. Nicht, dass er mir als Team-Kapitän nicht mit dem nötigen Respekt begegnet ist, aber mehr eben auch nicht.

 

Ähnlich war es bei den übrigen Männern, Unterhaltungen kamen lediglich schleppend in Gang und mittlerweile bin ich mental richtiggehend erschöpft. Hinzu kommen die immer stärker werdenden Schmerzen in meinem rechten Schulterblatt, die mich in einer Tour an diesen verfluchten Autounfall erinnern. Die Erinnerung daran triggert mich so, dass ich völlig überfordert bin und die untrüglichen Anzeichen einer Panikattacke herannahen spüre. Die Erste ein paar Tage nach dem Unfall hat mich eiskalt erwischt, inzwischen erkenne ich wenigstens die Alarmsignale rechtzeitig.

 

Trotzdem könnte der Zeitpunkt beschissener nicht sein.

 

Ich bin auf einer Party, umgeben von alten und neuen Teamkollegen, von denen keiner auch nur den Hauch einer Ahnung hat, was tatsächlich mit mir los ist. Fuck, nicht mal Nate weiß Bescheid und der ist einer meiner engsten Freunde.

 

Jetzt rächt sich, dass ich diesen ganzen Bockmist mit mir selbst ausmachen wollte. Doch als Kapitän zeigst du eben keine Schwäche, du bist stark, unbeirrbar, jemand, zu dem die anderen Spieler aufsehen und von dem sie erwarten, dass er sie anleitet. Die wollen keine weinerliche Memme, die herumjault und was von Depressionen, Angstzuständen, Burn-Out oder einem Leeregefühl erzählt.

 

»Entschuldige mich«, unterbreche ich Riley mitten im Satz.

 

Seinen sowie Nates irritierten Blick bemerke ich sehr wohl, aber darum kann ich mich jetzt nicht kümmern. Ich muss mich irgendwo hin zurückziehen, ehe die Panikattacke vollends ausbricht. Mittlerweile wird sowohl unten als auch im Obergeschoss gefeiert, dort dürfte ich jedoch die größeren Chancen haben, einen Ort zu finden, an dem ich mich wieder sammeln kann.

 

Ich haste die Stufen hinauf, im Flur in der ersten Etage stehen überall Menschen herum, hier und da wird wild geknutscht oder herumgemacht. Zunehmend gestresst schiebe ich mich an den Partygästen vorbei und atme erleichtert durch, als ich eine Tür mit der Aufschrift Gästebad entdecke. Doch vor ihr angekommen halte ich inne, weil aus dem Raum eindeutige Geräusche klingen.

 

»Dürfte noch ein bisschen dauern«, informiert mich eine Blondine, die mich mit großen Augen anstarrt und ihre Wimpern klimpern lässt.

 

Wie ich diese affektierten Weiber hasse.

 

»Du bist Mason Voight, oder?« Sie streckt die Hand nach mir aus, aber ich weiche zurück.

 

Eine Berührung durch sie wäre gerade das Letzte, was ich ertragen könnte.

 

»Sorry, ich … ich muss weiter«, entschuldige ich mich, flüchte förmlich vor ihr und fange nun wahllos an, Klinken herunterzudrücken. Die Panik droht, mich niederzudrücken, und sie wird nicht kleiner, da all diese Scheißtüren verschlossen sind. »Fuck!«, fluche ich, probiere die nächste Türklinke und kann mein Glück kaum fassen, weil die Tür nachgibt. Hastig stoße ich die Zimmertür hinter mir zu und verriegele sie zur Sicherheit auch gleich.

 

Doch mein Erlösungsgefühl hält nur so lang an, bis ich zwei, drei Schritte in den Raum gemacht habe und das Bett erblicke. Auf ihm sitzt jemand.

 

Genauer gesagt nicht jemand, sondern eine Frau.

 

Shit, sie sieht aus wie die sexy Version von Schneewittchen.

 

Lange, schwarze Haare, helle Haut und Kurven an den richtigen Stellen, soweit ich das aufgrund ihrer sitzenden Position sagen kann.

 

Nicht so aufgetakelt wie die Tussis, die sich im Erd- und Obergeschoss herumtreiben, sie trägt eine dunkelblaue Skinny Jeans und einen fliederfarbenen Pullover. Auf einer Seite ist der weit ausgeschnittene Kragen über ihre Schulter gerutscht und gibt den Blick auf ein schwarzes Spitzenträger-Top frei.

 

In ihren Händen entdecke ich ein Buch, wer bitte liest denn auf einer Party?

 

Noch seltsamer ist der Titel.

 

Die Anatomie des Wolfes.

 

Gerade weiß ich nicht, um wen ich mir mehr Gedanken machen muss. Um Nate, weil der anscheinend so merkwürdige Bücher besitzt, ganz und gar untypisch für einen Eishockeyspieler oder um die schöne Unbekannte, die sich es als geeignete Partylektüre ausgesucht hat.

 

Plötzlich blickt sie auf und entdeckt mich.

 

»Ähm, sorry, ich dachte, hier wäre frei«, entschuldige ich mich und will mich zum Gehen abwenden.

 

»Reizüberflutung?«, hält mich ihre melodische und dabei trotzdem leicht heisere Stimme auf.

 

Fuck, diese Klangfarbe schießt mir direkt in die Eier und löst ein Ziehen aus, das ich gerade so gar nicht gebrauchen kann.

 

Schief lächelnd drehe ich mich wieder zu ihr um. »Irgendwie schon, ja«, antworte ich und fahre mir mit einer Hand durch die Haare. »Bei dir auch?«

 

Sie nickt mit einem Lächeln. »Da unten herrscht so eine negative Energie, dass ich mich lieber verkrümelt habe. Zu viel Wut und Hass, wenn du verstehst, was ich meine.«

 

Oh, und wie ich das tue.

 

Nickend nähere ich mich dem Bett ein wenig. »Und wieso bist du dann nicht einfach wieder gegangen?« Sie dürfte nichts zwingen, hierzubleiben.

 

Jetzt lacht sie so vergnügt, dass mir ein Schauer über die Wirbelsäule rieselt.

 

»Weil das dem Gastgeber gegenüber unhöflich gewesen wäre. Ich wollte zumindest die Anstandszeit abwarten, ehe ich mich vom Acker mache.« Ihre Augen sind im Gegensatz zu Schneewittchens hellblau, doch ihre Lippen haben einen süßen Rotton, der in mir das Verlangen auslöst, sie küssen zu wollen.

 

Scheiße, das kann ich echt so gar nicht gebrauchen.

 

»Nate würde das wahrscheinlich nicht mal bemerken. Aber er ist da auch nicht so«, erkläre ich, während ich mich auf die Bettkante setze. »Mason«, stelle ich mich vor.

 

»Callie.« Sie streckt mir die Hand entgegen.

 

Als ich sie ergreife, bekomme ich einen Stromstoß der guten Art verpasst. Einen, der den Jäger in mir weckt, doch das Timing könnte beschissener nicht sein. Callie entspricht exakt meinem Beuteschema, unter normalen Umständen wäre sie rein optisch die Art von Frau, mit der ich auf Teufel komm raus flirten und die ich auf ein Date einladen würde. Nur ungern gebe ich sie wieder frei, aber ich kann wohl kaum Händchen mit ihr halten, also lasse ich ihre Finger los.

 

»Die Anatomie des Wolfes?«, hake ich nach und sie kichert.

 

»Zwischen all den komischen Büchern, die dein Kumpel dort im Regal stehen hat, ist das tatsächlich das Normalste.«

 

Ihr Lachen vertieft sich, als ich eine Augenbraue hebe.

 

»Ernsthaft, schau gern nach. Hegst du Kochambitionen, kannst du dir zum Beispiel Traditionelle kanadische Gerichte schnappen.« Sie betont den Titel so nasal, dass ich grinsen muss. »Da war auch noch irgendein seltsames Werk über das Räuchern und Dörren von Fleisch und Fisch, falls dir das mehr zusagt. Und wenn das alles nichts ist, die Sammlung vervollständigt ein Ratgeber mit Bewertungen zu unterschiedlichsten und vom Autorenpaar sämtlichst durchprobierten Tantrastellungen.« Callie zwinkert mir zu. »Sah recht abgegriffen aus, deswegen habe ich’s lieber nicht in die Finger genommen, wer weiß schon, was an oder auf diesen Seiten alles klebt.« Mit diesen Worten schließt sie das Buch, rutscht ein wenig zur Seite und macht mir Platz. »Mach’s dir bequem«, fordert sie mich auf, als ich nicht gleich reagiere.

 

»Danke«, murmele ich, rücke neben sie und lehne mich an das Kopfteil.

 

»Kein Ding, wir Waldhamster müssen doch zusammenhalten.«

 

»Eigentlich mag ich Partys, aber diese … wie du schon gesagt hast, die Atmosphäre ist nicht sonderlich positiv.«

 

Ich lege den Kopf in den Nacken, starre an die Zimmerdecke und versuche, Callies Nähe sowie ihren süßen Duft auszublenden. Ihr Parfum ist dezent, leicht blumig mit einem Vanilletouch – oder ist es ihr Shampoo? Um das exakt sagen zu können, müsste ich die Nase in ihrem Haar vergraben. So oder so, sie riecht verdammt verführerisch. Mein verräterischer Schwanz zuckt wie zur Bestätigung kurz.

 

Irgendjemand drückt die Türklinke herunter und flucht unterdrückt, weil das Zimmer verschlossen ist.

 

»Sehr vorausschauend und weise von dir, Mason«, neckt mich Callie leise.

 

Dass das eher der Tatsache geschuldet ist, dass niemand meine Panikattacke mitbekommen sollte, kann ich ihr nicht verraten.

 

Mit einem Mal wird mir klar, dass ich über die Begegnung mit ihr den beschissenen Angstanfall quasi vergessen habe.

 

Ihre Gegenwart hat mich innerhalb weniger Minuten die Art von Ruhe finden lassen, für die ich eigentlich bekannt bin.

 

Verrückt.

 

»So bin ich, stets drei Schritte voraus«, entgegne ich leicht verspätet amüsiert. Ich drehe den Kopf in ihre Richtung und schenke ihr nun meinerseits ein Augenzwinkern. »Gott sei Dank hast du nicht abgeschlossen.«

 

Was rede ich denn da?!

 

Callie schmunzelt und dabei zeigen sich zwei total niedliche Grübchen auf ihren Wangen. »Ja, es wäre wirklich schade gewesen, hätte ich dich verpasst.«

 

Weil ich nichts darauf sagen kann, das die Situation nicht noch mehr anheizt, schnappe ich mir kurzentschlossen das Buch, in dem sie vorhin gelesen hat, von ihrem Schoß.

 

»Ich muss Nate unbedingt fragen, was es mit dieser bunt gemischten Büchersammlung in seinem Gästezimmer auf sich hat«, überlege ich laut, während ich durch die ersten Seiten blättere.

 

»Oh, dann musst du mir aber bitte verraten, was dabei herausgekommen ist.« Callies Worte implizieren, dass wir über heute Abend hinausgehend Kontakt haben werden, was einen viel zu großen Part von mir freut.

 

Doch dass ich das Bedürfnis habe, sie wiederzusehen, tut hier nichts zur Sache, ich brauche meine ganze Kraft für die mir bevorstehende Aufgabe. Plus für das, was ich privat zu verarbeiten habe. Alles darüber hinaus überfordert mich, ich darf mich nicht ablenken lassen. Wäre der Gedanke, mich mit ihr zu verabreden und mehr über sie herauszufinden, bloß nicht so verlockend.

 

Ich blättere weiter, mache dabei eine unbedachte Bewegung und sofort wird der Schmerz im Rücken und vor allem dem Schulterblatt wieder heftiger.

 

»Alles in Ordnung?«, fragt mich Callie prompt, obwohl ich keinen Schmerzlaut oder Ähnliches von mir gegeben habe.

 

»Ja, klar, wieso nicht?«, stelle ich betont locker eine Gegenfrage.

 

»Weil du dich gerade eben total verspannt und eine Schonhaltung eingenommen hast.« Ihr Ausdruck wird tadelnd, als ich abwinkend mit der Hand wedele. »Mason, ich bin vom Fach, ich erkenne das. Und davon abgesehen weiß ich von deinem Unfall, wie ganz Kanada.« Ihr Tonfall ist mitfühlend. »Hättest du was dagegen, wenn ich mir das mal ansehe?«

 

Ja!

 

Ich habe von Physiotherapeuten und Ärzten für mein restliches Leben die Schnauze voll. Direkt nach dem Autounfall hat man mir zugesichert, dass ich, gönne ich mir Ruhe zur Heilung, in wenigen Wochen wieder fit sein und nichts mehr von der Verletzung merken würde. Dass ich, wenn ich in Vancouver antrete, uneingeschränkt einsatzfähig bin. Fakt ist, dass ich nach wie vor regelmäßige Kortisonspritzen brauche, was nicht ohne Risiko ist. Lediglich der Umstand, dass ich die Geduld des neuen Vereinsinhabers sowie die des Head-Coaches nicht noch länger strapazieren wollte, hat dafür gesorgt, dass ich die Zähne zusammengebissen habe. Meinen Ärzten habe ich einen Haufen Lügen aufgetischt, damit sie ihr Go für den Einstieg ins Training geben. Als Profisportler bin ich ein gewisses Schmerzlevel gewohnt, körperlich fitter als ein Durchschnittsmensch und werde das schon hinbekommen.

 

»Mason?«, holt mich Callies Stimme in das Hier und Jetzt zurück.

 

Da ich ihre Gesellschaft so angenehm finde und sie nicht vor den Kopf stoßen möchte, kapituliere ich.

 

»Ähm, wenn du glaubst, dass du irgendetwas weißt oder tun kannst, was die Physiotherapeuten und Ärzte vor dir nicht bereits gemacht haben … bitte. An sich ist die Verletzung gut verheilt, ich habe lediglich ab und an unverhofft Schmerzen.« Das Lügen in Bezug auf die Unfallfolgen ist mir in den vergangenen Wochen in Fleisch und Blut übergegangen, nicht nur in dieser Hinsicht.

 

»Okay, dann weg mit dem Hoodie und dem Shirt.« Jetzt klingt sie wieder locker, während mir klarwird, dass ich vor ihr blankziehen muss, zumindest oben herum.

 

Du bist ein gottverdammter Idiot, Mason Voight!

 

Zähneknirschend ziehe ich die Kapuzenjacke sowie das T-Shirt aus, das ich darunter trage. Danach setze ich mich so auf das Bett, dass ich mit dem Rücken zu Callie sitze, die ihrerseits scharf einatmet. Das Wissen darum, dass mein Anblick sie anscheinend nicht kaltlässt, ist alles andere als hilfreich.

 

»Besser wäre, du legst dich auf den Bauch.«

 

Ich kann nur hoffen, dass ich hinterher keinen Ständer habe und so liegenbleiben muss.

 

Nachdem ich mich wie von Callie gewünscht hingelegt habe, dauert es noch einen Moment, bis ich ihre Hände auf meinem Rücken wahrnehme. Die bloße Berührung durch ihre Finger löst so viel in mir aus.

 

Zu viel.

 

Eine Gänsehaut bildet sich auf meinem Körper und ich verfluche mich, da ich null Kontrolle über diese sichtbare Reaktion auf sie habe.

 

Zu spüren, wie sie die Muskelstränge nachverfolgt, mich mit ihren warmen Händen praktisch kartiert, sollte kein derartiges Wohlgefühl in mir entstehen lassen.

 

Und erst recht kein Verlangen! Meine letzte Beziehung ist eine Weile her, wie sehr mir diese Art von Nähe fehlt, merke ich fatalerweise in diesen Sekunden. Vor allem in den vergangenen Wochen, genauer gesagt seit dem Unfall, hätte ich mir eine Frau an meiner Seite gewünscht, mit der ich meine Sorgen und Ängste teilen kann.

 

Mist, ich mutiere gerade zu einem echten Weichei, so geht das nicht!

 

Zunächst scheint sich Callie mit mir vertraut zu machen, immer wieder tastet sie mich behutsam ab und massiert mich vorsichtig. Zwar fühlt sich das durchaus gut an, aber dass mir das null bringen wird, ist mir bereits nach weniger als anderthalb Minuten klar.

 

»Ah ah, Mason, urteile nicht vorschnell«, schimpft sie nicht ganz ernst klingend, weil ich leise schnaufe. »Du musst mir schon eine Chance geben und mich nicht gleich disqualifizieren … das handhabst du mit neuen Teamkollegen doch sicher auch nicht so, oder?«

 

Ertappt seufze ich. »Nein, normalerweise nicht.«

 

»Na siehst du …« Ein kleines Kichern ertönt. »Das sollte eigentlich bereits deutlich besser sein …«, murmelt sie verwundert. »Was haben die in Toronto mit dir gemacht, hm?« Sie hört sich nicht an, als würde sie wirklich eine Antwort auf diese Frage erwarten, und so schweige ich.

 

»Fuck!«, fluche ich, da sie unvermittelt einen Griff anwendet, der mich im ersten Moment vor Schmerzen die Wände hochgehen lassen möchte. »Die haben mich jedenfalls nicht so misshandelt, wie du es …« Meine Stimme erstirbt, dann atme ich überrascht ein. »Wie hast du … Aua, Scheiße noch eins!« Der neue Massagegriff war fieser als der zuvor, es prickelt und kribbelt in meiner gesamten oberen Rückenregion.

 

Was jedoch tatsächlich weg ist, ist dieser mich begleitende, dumpfe Dauerschmerz.

 

Das gibt’s doch nicht?!

 

Hat diese Frau eine Art brutale Zauberhände?!

 

»Es ist besser, oder?«, erkundigt sich Callie fröhlich bei mir. »Gib schon zu, dass es besser ist. Mir ist bewusst, was ich kann und habe gespürt, wie …«

 

»Ja, ist es, Nervensäge.« Ich drehe mich auf die Seite und betrachte sie erstaunt. »Wie hast du das gemacht?«, wiederhole ich meine vorhin begonnene Frage.

 

»Berufsgeheimnis, das verrate ich nicht.« Sie lacht über mein beleidigt verzogenes Gesicht. »Machst du als Center doch auch nicht, oder? All deine kleinen und großen schmutzigen Tricks behältst du schön für dich, korrekt?«

 

Auflachend richte ich mich auf, greife nach meinem T-Shirt und ziehe es mir über. »Wohl wahr, dem kann ich nicht widersprechen.« Ich schnappe mir den Hoodie und streife mir diesen ebenfalls über den Kopf. »Kann ich dich engagieren?«

 

Callie lacht. »Das ist nicht nötig.«

 

Verwirrt runzele ich die Stirn. »Wie meinst du das?«

 

»Na, Williams hat mich längst eingestellt und als leitende Physiotherapeutin der Hawks bin ich unter anderem für den Team-Kapitän zuständig.«

 

Ein Teil von mir ist begeistert, weil das heißt, dass ich sie nicht aus den Augen verlieren kann und wiedersehen werde.

 

Doch der Rest von mir weiß nicht, ob er gerade nicht vielmehr weinen sollte.

 

Ich habe auch ohne Callie schon zu viele gefühlsmäßige Baustellen an der Backe und obwohl diese unbestreitbar positiv ist, kann ich keine weitere gebrauchen.

 

Es dauert ein paar Sekunden, bis mir bewusst wird, dass ich ihr auf den Mund starre und sie mir ebenfalls auf meinen. Unsere Blicke brennen sich ineinander und ich glaube, sie neigt sich ein winziges Stück in meine Richtung. Ganz automatisch reagiere ich, nähere mich ihr meinerseits und sage mir gleichzeitig, dass gegen einen Kuss doch nichts einzuwenden ist.

 

Einmal diese Schneewittchen-Lippen schmecken, mehr nicht.

 

Nein, fuck, das ist eine reichlich miese Idee!

 

Sie arbeitet für die Hawks, wir werden uns regelmäßig sehen, ich sollte also nichts anfangen, was lediglich zu Schwierigkeiten führt.

 

Abrupt weiche ich zurück, so schnell, als hätte ich mich verbrannt. Callies Miene wird verwundert, kaum, dass ich mich erhebe.

 

»Ich sollte allmählich verschwinden, sonst wird es zu auffällig. Wir wollen ja nicht, dass der Rest des Teams denkt, ich hätte bereits vor meinem ersten offiziellen Training als Kapitän der Hawks die Chef-Physiotherapeutin flachgelegt, oder?« Obwohl mir gar nicht zum Lachen zumute ist, grinse ich vielsagend.

 

Callies Ausdruck wird doch tatsächlich unanständig. »Nein, das wollen wir natürlich nicht.« Ihre Worte sind der totale Widerspruch zu ihrer nonverbalen Reaktion. »War schön, dich kennenzulernen, Mason.«

 

»Dich ebenfalls, Callie.«

 

Alles an dieser Frau zieht mich zu ihr, könnte ich, wie ich wollte … aber nein, ich muss vernünftig sein und diesen Raum verlassen.

 

Sofort.

 

Wann mir zuletzt etwas so schwergefallen ist, wie Callie allein auf diesem Bett im Gästezimmer zurückzulassen, weiß ich nicht.

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